Preisträger der Bundeszentrale für politische Bildung besuchen die FSK

Wiesbaden, 31.05.2012

Über die Arbeit der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) informierten sich die aktuellen Preisträger des Schülerwettbewerbs zur politischen Bildung am 24. Mai 2012 in Wiesbaden. FSK-Geschäftsführerin Christiane von Wahlert begrüßte die Klasse K1111 des Berufskollegs des Rhein-Sieg-Kreises beim Besuch im Deutschen Filmhaus. Birgit Goelnich (Ständiger Vertreter der Obersten Landesjugendbehörden bei der FSK) und Stefan Linz (Sprecher der Film- und Videowirtschaft bei der FSK) stellten im Kinosaal die Altersprüfungen vor. Als Beispiel diente der Spielfilm KRIEGERIN: Erst sahen Klasse und Lehrer gemeinsam das preisgekrönte Drama, anschließend wurde über die Altersfreigabe diskutiert. Fachlehrer Manfred Bürvenich dankte der FSK zum Abschluss für den interessanten Blick hinter die Kulissen des Jugendschutzes bei Kino und Video.

Wie kommen Altersfreigaben zustande?
"Die Altersfreigaben sind weder ästhetische Qualitätsurteile noch pädagogische Empfehlungen. Sie dienen ausschließlich dem Jugendschutz", betonte FSK-Geschäftsführerin Christiane von Wahlert zu Beginn. Dabei zitierte sie die Vorgabe aus dem Jugendschutzgesetz, wonach Filme und andere Trägermedien, die "geeignet sind, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen oder ihre Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu beeinträchtigen", nicht für ihre Altersstufe freigegeben werden dürfen (§ 14 Abs. 1 JuSchG).

Wie wirkt sich das in der täglichen Praxis der Prüfenden aus? "Jeder Film wird für sich betrachtet und individuell diskutiert", berichtete Stefan Linz zur Einführung in die Diskussion. Man sammelt die Argumente für eine Einstufung, dabei gebe es kein "Richtig oder Falsch".

Dass es konträr zugehen kann und Abschätzungen von Gefährdungspotenzialen komplex sind, erlebten die Gäste am Beispiel des aktuellen Spielfilms KRIEGERIN (DE 2011). Darin wird – stellenweise drastisch – gezeigt, wie Jugendliche ins rechtsradikale Milieu abrutschen und schwer wieder herauskommen. "Wer soll das im Sinne des Jugendschutzes sehen dürfen – 12- oder 16-Jährige?", so lautete die Frage von Birgit Goelnich zum Einstieg in die Diskussion.

"Ich fand manche Szenen schlimm, und ich bin schon 21", sagte eine Schülerin. Für Zwölfjährige seien manche Szenen zu heftig, stimmte eine andere Schülerin zu. "Jugendliche sollten sich früh mit wichtigen Themen auseinandersetzen können", entgegnete ein anderer Schüler. Schließlich seien Teenager schon in jungen Jahren den im Film gezeigten Gefährdungen – Alkohol, Drogen, Radikalismus und Gewalt – ausgesetzt.

Mit diesen Fragen hatte sich auch der FSK-Ausschuss bei der Prüfung im Oktober 2011 auseinander gesetzt. Vor dem Kinostart erhielt der Film die Altersfreigabe ab 12 Jahren. Die Gewaltdarstellung stellen für "diese Altersgruppe eine Herausforderung dar, ohne sie jedoch zu überfordern", heißt es in der Begründung.

Preisträger der Bundeszentrale für politische Bildung
Seit Jahren kooperiert die FSK mit der Bundeszentrale für politische Bildung und ermöglicht den Besuch einer Preisträgerklasse des Schülerwettbewerbs, der unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten steht.

Betreut von Fachlehrer Manfred Bürvenich, in dessen Unterricht das Projekt initiiert und ausgearbeitet wurde, und Kollege Christoph Bruns, der die Filmarbeiten betreute, hatten die Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs des Rhein-Sieg-Kreises die achtminütige Doku-Fiction "Schaut nicht weg! – Das Leben mit einer körperlichen Beeinträchtigung im Raum Bonn" gedreht. Dafür setzte sich ein Schüler für einen Tag in den Rollstuhl.

Der gefilmte Selbstversuch wurde von der Bundeszentrale für politische Bildung im Jahr 2011 ausgezeichnet. Fast 50 000 Jugendliche aus Deutschland und Österreich hatten teilgenommen, dabei entstanden 2478 Beiträge.

Preisträger der Bundeszentrale für politische Bildung zu Besuch bei der FSK am 24. Mai 2012 in Wiesbaden
Preisträger der Bundeszentrale für politische Bildung zu Besuch bei der FSK am 24. Mai 2012 in Wiesbaden

Stefan Linz und Birgit Goelnich stellen die Arbeit der FSK im Kinosaal (Murnau-Filmtheater) vor. Anschließend sahen die Gäste das aktuelle Drama KRIEGERIN
Stefan Linz und Birgit Goelnich stellen die Arbeit der FSK im Kinosaal (Murnau-Filmtheater)vor. Anschließend sahen die Gäste das aktuelle Drama KRIEGERIN.

Birgit Goelnich (Ständiger Vertreter der Obersten Landesjugendbehörden bei der FSK) und Stefan Linz (Sprecher der Film- und Videowirtschaft bei der FSK)
Birgit Goelnich (Ständiger Vertreter der Obersten Landesjugendbehörden bei der FSK) und Stefan Linz (Sprecher der Film- und Videowirtschaft bei der FSK)

Diskussion über den Film KRIEGERIN
Diskussion über den Film KRIEGERIN

 Frei ab 12 oder 16? Diskussion über die Alterskennzeichnung
Frei ab 12 oder 16? Diskussion über die Alterskennzeichnung

Die Lehrer: Manfred Bürvenich und Christoph Bruns
Die Lehrer: Manfred Bürvenich und Christoph Bruns

Fotos: Horst Martin